Ohrerkrankungen und was sie mit Tinnitus zu tun haben

Sitzender Mann kämpft mit Schwindel, ausgelöst durch eine Ohrenerkrankung.

Ohrenerkrankungen wie beispielsweise ein Hörsturz, Knalltrauma oder eine Mittelohrentzündung sind nicht nur unangenehm, sondern lösen womöglich auch Tinnitus aus. Hier erhältst Du hilfreiche Informationen rund um Ohrenentzündungen sowie weitere Erkrankungen des Hörorgans. Das kann Dir helfen, die Diagnose Tinnitus besser zu verstehen.

Verschiedene Ohrenerkrankungen im Fokus

Ohrenschmerzen treten in jedem Lebensalter auf und die Ursachen sind vielfältig: Während Säuglinge und Kleinkinder oft unter einer Mittelohrentzündung leiden, sind Jugendliche eher von Entzündungen des Gehörgangs betroffen. Letztere zählen auch zu den häufigsten Ursachen von Ohrerkrankungen bei Erwachsenen – hinzu kommen außerdem1:

  • Erkrankungen des Kiefergelenks
  • Beeinträchtigungen der Halswirbelsäule

Zur genauen Diagnose Deiner Beschwerden solltest Du immer einen HNO-Arzt zurate ziehen. Das empfiehlt sich besonders dann, wenn die Ohrenschmerzen mit Fieber, Hörminderung, Schwindel oder Tinnitus einhergehen. Für die störenden und lähmenden Ohrgeräusche gelten einige Ohrenerkrankungen als Auslöser. Deshalb lohnt es sich, über die unterschiedlichen Erkrankungen informiert zu sein, um den Geräuschen auf den Grund gehen zu können.

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Hörsturz

Auf einmal wird es still: Betroffene hören auf einem Ohr schlecht – als hätten sie Watte im Ohr – oder sind sogar fast taub. Diese Symptome gelten als typisch für einen Hörsturz (auch als akute Innenohrschwerhörigkeit bekannt), unter dem in Deutschland jährlich rund 100.000 Menschen leiden2

Laut medizinischer Definition handelt es sich um eine akute und einseitige Hörminderung im Innenohr, die unter Umständen bis hin zur Taubheit reicht.2 Dabei bleibt die Frage nach dem Warum meist unbeantwortet und genaue Ursachen ungeklärt. Dennoch gibt es in der Forschung Annahmen, was einen Hörsturz bedingen kann, es fehlen jedoch teilweise wissenschaftliche Belege3

  • Durchblutungsstörungen des Innenohrs
  • Virusinfektionen (zum Beispiel im Zuge von Influenza oder Masern)
  • bakterielle Infekte (beispielsweise als Folge einer Mittelohrentzündung)
  • Zellstoffwechselstörungen
  • Stress

In vielen Fällen gehen die Probleme im Innenohr mit verzerrtem Hören, einem pelzigen Gefühl um die Ohrmuschel, Tinnitus, Schwindel oder Angst einher, die ein solcher Zustand möglicherweise auslöst. Dem Hörsturz lässt sich nur schwer vorbeugen, es gibt jedoch gewisse Risikofaktoren, die sich minimieren lassen:

  • Diabetes mellitus
  • Bluthochdruck
  • Rauchen

Wissenswert

Findet der Experte eine Ursache für den Hörsturz, spricht er von einem symptomatischen Hörsturz. Gibt es für die Ohrerkrankung keine erkennbaren Gründe, handelt es sich um einen idiopathischen Hörsturz.

Ein Hörsturz bedeutet nicht unbedingt einen medizinischen Notfall. Oftmals heilt dieser von selbst aus und bei gut der Hälfte aller Betroffenen normalisiert sich das Gehör nach wenigen Stunden oder spätestens ein bis zwei Tagen wieder3.

Halten die Beschwerden an, sollte sich ein Mediziner der Sache annehmen, um eine geeignete Therapie einzuleiten. Meist kommen hierfür entzündungshemmende Medikamente zum Einsatz2. Was es in jedem Fall zu beachten gibt: Ruhe und Erholung sind für die Genesung von großer Bedeutung.

Mittelohrentzündung

Wie der Name es schon verrät, handelt es sich bei einer Mittelohrentzündung um eine Entzündung des Mittelohrs, in dem sich auch die Gehörknöchelchen befinden. Über die Ohrtrompete steht das Mittelohr mit dem Rachen in Verbindung, dies ist wichtig für den Druckausgleich.

Normalerweise tritt die Mittelohrentzündung im Zusammenhang mit einer Grippe, Erkältung, Halsentzündung oder ähnlichen Infektion auf. Aufgrund von Viren oder Bakterien entzünden sich die Schleimhäute. Sie produzieren mehr Flüssigkeit und lassen so auch die Schleimhäute im Ohr sowie die Ohrtrompete anschwellen. Das Sekret fließt dann nicht mehr ab, sondern staut sich stattdessen im Mittelohr und drückt auf das Trommelfell. Schmerzen und beeinträchtigtes Hören sind mögliche Auswirkungen.

Grafik der Anatomie des Ohres von innen.
  1. Gleichgewichtsorgan
  2. Hörschnecke
  3. Gehörgang
  4. Trommelfell
  5. Mittelohr / Gehörknöchelchen
  6. Ohrtrompete (eustachische Röhre)


 

Im Zuge der Ohrerkrankung kommt es bei manchen Personen zu Ohrgeräuschen. Die Gehörknöchelchen sind nicht mehr in der Lage, den Schall unbeeinträchtigt an das Innenohr und zum Hörorgan weiterzuleiten. Das darauffolgende Geräusch besteht in der Regel nur kurzfristig, also so lange, wie die Mittelohrentzündung anhält4. Ein Tinnitus, der im Rahmen einer Erkrankung des Innenohrs auftritt, ist aus dem Grund gut behandelbar. Heilt die Entzündung durch eine Therapie wieder aus, verschwinden die Ohrgeräusche wieder.

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Cholesteatom

Ein Cholesteatom ist eine Einwucherung in das Mittelohr und die daraus resultierende chronische Entzündung wird auch als Knocheneiterung bezeichnet. Die Ohrerkrankung löst einen stinkend reichenden Ohrausfluss einher und ruft häufig eine Schallleitungsschwerhörigkeit hervor.

Die durch das Cholesteatom verursachte chronische Entzündung, kann wiederum zu einem Abbau des Knochens im Mittelohr führen. Komplikationen wie

  • Hörverschlechterung,
  • Taubheit,
  • Schwindel,
  • Lähmungen der Gesichtsnerven oder
  • Schädigungen an Gehirn und Hirnhaut

sind möglich. Deshalb müssen Mediziner die Ohrenerkrankung fast immer operativ behandeln5. Hierfür entfernt der Spezialist das durch die Knocheneiterung beeinträchtigte Gewebe und rekonstruiert wenn möglich die geschädigten Bereiche neu. Wegen der Ohrerkrankung sind eventuell auch Trommelfell sowie Gehörknöchelchen zerstört – Ersteres lässt sich rekonstruieren, Zweiteres mit Prothesen teilweise bis vollständig ersetzen.

Knalltrauma

Wenn ein plötzliches, lautes und kurzes Geräusch das Innenohr verletzt, sprechen Experten von einem Knalltrauma. Es entsteht, wenn der auslösende Lärm mindestens 140 Dezibel laut ist und 1 bis 2 Millisekunden anhält6,7. Oft ist das Ohr betroffen, welches der Geräuschquelle zugewandt war. Die plötzliche hohe Lautstärke löst im Innenohr eine zwar nur kurz andauernde Belastung der Sinneszellen aus. Sie ist jedoch sehr intensiv und schädigt womöglich Sinneszellen. Die gute Nachricht aber lautet: Die Schädigung kann sich zurückbilden.

Zu den typischen Ursachen eines Knalltraumas zählen :

  • Knallkörper
  • Feuerwerke
  • platzende Airbags
  • nahe dem ungeschützten Ohr abgefeuerte Schüsse
  • besonders laute Passagen bei Konzerten
  • direkt auf das Ohr abgegebene Ohrfeigen

Meist entsteht durch das Knalltrauma ein Tinnitus6. Ebenso ist eine Hörminderung möglich, die unter Umständen bis hin zur Taubheit des Ohres reicht. Die beiden Symptome setzen im Regelfall sofort nach dem Knallereignis ein – bilden sich jedoch in vielen Fällen mit der Zeit wieder zurück6. Oftmals nehmen Personen auch ein „Wattegefühl“ im entsprechenden Ohr wahr.

Häufig führt die Ohrenerkrankung zu Verständigungsschwierigkeiten: Grund dafür ist, dass Patienten zum einen ihren Gesprächspartner, zum anderen sich selbst nur unzureichend verstehen. Eine laute Umgebung kann die Kommunikation zusätzlich erschweren.

Zur Behandlung eines Knalltraumas stehen entweder konservative oder in Ausnahmefällen operative Möglichkeiten zur Verfügung. Zu nicht-operativen Verfahren gehören zum Beispiel eine Kortisontherapie sowie verschiedene Medikamente.

Worin liegt der Unterschied zu einem Explosionstrauma?

Ein solches Trauma verursachen laute Schalldruckwellen, die länger als zwei Millisekunden anhalten7. Sie schädigen das Trommelfell und/oder das Mittelohr. Zu den Symptomen zählen Schwindel wie auch Übelkeit. Folgen eines solchen Traumas sind unter anderem Tinnitus, Trommelfellriss und seltener eine Luxation (Verrenkung) der Gehörknöchelchen. Eine Behandlung erfolgt analog zur der eines Knalltraumas – gegebenenfalls muss ein Arzt die Ohrschädigung operativ versorgen.

Hyperakusis

Hyperakusis beschreibt eine Überempfindlichkeit gegenüber Geräuschen sämtlicher Frequenzen auf einem oder beiden Ohren. Sie kommt bei etwa 40 Prozent aller Tinnitus-Patienten vor und betrifft deutschlandweit rund 500.000 Menschen8,9. Der Arzt erkennt die Hyperakusis anhand audiometrischer Untersuchungen: In der Regel zeigt sich bei Betroffenen eine deutlich erniedrigte Unbehaglichkeitsschwelle (UBS) bereits bei Tönen ab 50 bis 60 Dezibel8.

Zu den typischen Symptomen bei Hyperakusis zählen8,9:

  • verstärkte Wahrnehmung normaler Umweltgeräusche, die für Normalhörende kein Problem sind
  • häufiges und anhaltendes Gefühl, Geräusche nicht aushalten zu können
  • körperliche Beschwerden wie Herzjagen, steigender Blutdruck, Schweißausbrüche, Mundtrockenheit und Kopfschmerzen

In der Folge meiden Betroffene häufig bestimmte Situationen, ziehen sich zurück oder verlassen das Haus nur mit bestimmten Lärmschutzmaßnahmen. Die Ursachen sind komplex. Wichtig zu wissen: Der Tinnitus ist nicht der Auslöser für die Hyperakusis und umgekehrt die Geräuschempfindlichkeit nicht der Auslöser für das Ohrgeräusch. Beide Symptome können aber gemeinsam auftreten.

Mediziner unterscheiden verschiedene Formen von Geräuschempfindlichkeit10:

  • Hyperakusis: Sie ist am weitesten verbreitet und beschreibt eine allgemeine, unspezifische Intoleranz gegenüber Umgebungsgeräuschen.
  • Misophonie: Dabei reagieren Betroffene nicht auf die Lautstärke, sondern die Art der Geräusche – typischerweise das Knistern von Plastik und Styropor, Kreidequietschen an einer Tafel oder Essensgeräusche.
  • Phonophobie: Patienten verspüren Schmerzen und Angst bei gewissen Geräuschen. Ursache sind wiederholte negative Erlebnisse mit diesen Lauten. Zum Behandeln dieser Art der Hyperakusis ist eine Psychotherapie angeraten.
  • Recruitment: Diese Form tritt überwiegend bei schwerhörigen Menschen auf. Sie reagieren dann überempfindlich auf die Töne und Frequenzen, bei denen der Hörverlust am größten ist, weil weitere Sinneszellen für diesen Frequenzbereich „rekrutiert“ werden.

Wie sich die Hyperakusis behandeln lässt, hängt individuell vom Patienten ab. Kurse, Gruppentrainings und der Einsatz von Audiostimulatoren können helfen, die Symptome zu bewältigen und das auditorische System zu stimulieren. In 95 Prozent aller Fälle fühlen sich die Patienten nach der Therapie nicht mehr beeinträchtigt9.

Fehlstellungen oder Verletzungen der Halswirbelsäule

Zwischen der Halswirbelsäule (HWS) und Ohrgeräuschen besteht durchaus ein enger Zusammenhang. Der menschliche Kopf wiegt in etwa vier bis sechs Kilogramm, wodurch Hals-, Schulter- und Nackenwirbel ständig gefordert sind11.  Gelenkprobleme oder Muskelverspannungen im Bereich der Halswirbelsäule können dann neue Ohrgeräusche begünstigen oder bestehende verstärken. Auch Verschleißerscheinungen oder ein Schleudertrauma aufgrund eines Unfalls fördern möglicherweise die unangenehmen Geräusche.

Für die sichere Diagnose erfolgt eine klinische Untersuchung bei einem Orthopäden oder auch einem Facharzt für physikalische und rehabilitative Medizin. Dazu tastet der Facharzt jeden Wirbel sowie dessen umgebendes Weichgewebe einzeln genau ab. Ebenso kann ein Zahnarzt zur Abklärung der Symptome hinzugezogen werden, beispielsweise bei Problemen des Kausystems.

Art der Ohrgeräusche

Sie variieren je nach der Beeinträchtigung der HWS: Patienten mit einer akuten Blockierung des Kopfgelenks vernehmen überwiegend einseitige, dumpfe Geräusche mit tiefen Tönen. Bei Funktionsstörungen im Kopf-Hals-Bereich nehmen Betroffene ein Rauschen aus mittelhohen oder hohen Tönen wahr, welches von Pausen unterbrochen ist.

Fehlstellung des Gebisses oder Kiefergelenksbeschwerden

Als weitere denkbare Ursache für Tinnitus gelten Fehlstellungen des Kiefergelenks. Dies ist bisher jedoch nur wenig bekannt. Mittelohr und Kiefergelenk liegen nah beieinander und sind nur durch eine Knochenlamelle getrennt. Aus dem Grund kann eine cranio-mandibuläre Dysfunktion (Funktionsstörung des Kausystems) unter Umständen Tinnitus auslösen. Aufgrund von

  • angeborenen Zahnfehlstellungen,
  • Zähneknirschen,
  • einseitigem Kauen oder
  • Zahnprothesen

kommt es zum Verlust der richtigen Bisshöhe (Abstand zwischen Ober- und Unterkiefer). Dadurch verursacht die Kieferfunktionsstörung zunächst Muskelverspannungen im Kopf- und Nackenbereich – später können sich die Symptome auf den ganzen Körper auswirken. Darunter fallen Kopf-, Rücken- oder Knieschmerzen und auch Ohrgeräusche wie im Fall eines Tinnitus.

Zur Linderung der Beschwerden kommt unter anderem eine spezielle, dünne Aufbissschiene aus Kunststoff zum Einsatz. Mit ihrer Hilfe sollen die Gelenkköpfe in ihre ursprüngliche Position gebracht werden. Im besten Fall verschwinden die Symptome so nach zwei bis vier Wochen12.  Betroffene spüren nach der regulierten Kieferstellung in vielen Fällen eine deutliche Besserung ihrer Ohrgeräusche und anderer Leiden wie Augen- und Kopfschmerzen.

Gehörgangsexostose

Als Gehörgangsexostosen werden meist beidseitig vorkommende Wucherungen des äußeren knöchernen Gehörgangs (Exostosen) bezeichnet. Sie verengen den Gehörgang, lösen schmerzhafte Entzündungen aus oder führen zum Hörverlust. Als Ursache vermuten Experten einen regelmäßigen Kontakt mit kaltem Wasser, welcher möglicherweise das Knochengewebe zum Wachsen anregt. Zu den Symptomen der Ohrerkrankung gehören:

  • Ohrenentzündung
  • vermehrter Ohrenschmalz
  • verbleibendes Wasser im Ohr nach dem Schwimmen oder Duschen
  • Hörverminderung

Für eine Therapie untersucht in der Regel der HNO-Arzt das betroffene Ohr und macht zusätzlich einen Hörtest, um das Ausmaß einer möglichen Hörbeeinträchtigung festzustellen. Gegebenenfalls muss ein Mediziner die Gehörgangsexostose dann operativ entfernen.

Interessant

Die Ohrenkrankheit Gehörgangsexostose ist im Volksmund auch unter „Surfer-Ohr“ oder "Schwimmer-Ohr" bekannt. Doch woher stammt die Bezeichnung? Die erworbenen Knochenwucherungen entstehen aufgrund eines sich wiederholenden Reizes durch den Kontakt mit kaltem Wasser.

Otosklerose

Otosklerose, auch Otospongiose genannt, ist eine Erkrankung der knöchernen Labyrinthkapsel, welche das Innenohr umgibt. Infolge krankhafter Umbauprozesse wird der eigentlich locker schwingende Steigbügel fixiert und die Übertragung von Geräuschen von Trommelfell zum Innenohr ist gestört. Otosklerose tritt in der Regel zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr auf – je früher sie einsetzt, desto schneller entwickelt sie sich13. Frauen sind mit 60 Prozent etwas häufiger betroffen als Männer14.

Die genaue Ursache für Otosklerose ist bisher ungeklärt, aber es gibt Vermutungen über genetische Vererbung, Masernvirusinfektionen sowie enzymatische und hormonelle Störungen15. Typisches Symptom der Otosklerose ist eine fortschreitende Schwerhörigkeit. Bei 60 Prozent der Patienten kommt begleitend ein intermittierender Tinnitus hinzu15. Während der Schwangerschaft verschlechtern sich die Otosklerose-Symptome oft schubartig15.

Zur operativen Behandlung kommt eine sogenannte Stapedotomie infrage. Dabei ersetzt der Chirurg den Oberbau des fixierten Steigbügels durch eine Prothese. In etwa 90 Prozent aller Fälle verbessert das das Hörvermögen der Patienten14. Alternativ kann ein Hörgerät verwendet werden, eine medikamentöse Therapie gibt es nicht.

Gutartiger Lagerungsschwindel

Entsprechend dem Namen tritt der gutartige Lagerungsschwindel dann auf, wenn sich die Lage des Kopfes ändert: zum Beispiel beim Seitwärtsneigen, nächtlichen Umdrehen oder Aufsetzen im Bett. Als weitere mögliche Ursachen gelten leichte Schädel-Hirn-Traumen oder längere Bettlägerigkeit.

Typisch für die Ohrerkrankung sind die sehr kurzen, meist nur für Sekunden oder wenige Minuten andauernden Schwindelanfälle16.  Patienten berichten davon, dass sich ihre gesamte Umgebung schnell um sie drehen würde. Hinzu kommen außerdem :

  • Schweißausbrüche
  • Nystagmus (Augenzittern)
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Angstempfinden

Seinen Ursprung hat der gutartige Lagerungsschwindel im Gleichgewichtsorgan (Vestibularorgan): In den dort liegenden Bogengängen bilden sich in der Flüssigkeit kleine Steinchen (sogenannte Otolithen). Sie reizen aufgrund ihres Gewichts die Sensorzellen im Ohrinneren und bringen sie damit durcheinander (Canalolithiasis). Als Konsequenz übermitteln sie dem Gehirn falsche Informationen, die nicht mehr mit denen aus Lageempfinden und Sehen übereinstimmen – es kommt zu teils heftigem Schwindel. Anhand der Art des Nystagmus kann der Arzt erkennen, welches Ohr und welcher Bogengang betroffen ist..

Eine positive Nachricht für Betroffene, die meist zwischen 60 und 80 Jahre alt sind: Der Lagerungsschwindel führt nur selten zu dauerhaften Problemen und Beschwerden klingen innerhalb von mehreren Wochen bis Monaten ab16. Erfolgt eine individuell zusammengestellte Therapie, können Patienten schneller wieder aufatmen: Im Zuge eines sogenannten Befreiungsmanövers nehmen sie wiederholt bestimmte Körperlagen oder Drehungen (Lagerungstraining) ein, wodurch sich die Ablagerungen lösen und im besten Fall aus den Bodengängen entfernt werden.

Einsatz von Medikamenten zur Behandlung

Entsprechende Arzneimittel setzen Fachärzte nur kurzzeitig ein: vor allem dann, wenn die Symptome in der Anfangszeit zu starken Beeinträchtigungen führen. Ein Grund hierfür: Der Schwindel lässt sich zwar kurzfristig unterdrücken, das Gehirn ist jedoch nicht mehr in der Lage, sich auf die neue Situation einzustellen.

Morbus Menière

Für viele fühlt sich die Ohrerkrankung Morbus Menière so an, als befänden sie sich auf einem Karussell oder in der Achterbahn. Denn klassisch für die Krankheit sind Schwindelattacken, die plötzlich auftreten oder auch mehrere Stunden andauern können17.  Ist der Schwindel sehr stark ausgeprägt, bezeichnen Mediziner das als „Drop Attacks“: Personen stürzen dann zu Boden, weil sie sich nicht mehr auf den Füßen halten können17.

Meist tritt die Ohrenerkrankung bei 45 bis 60-Jährigen auf, Frauen sind häufiger betroffen als Männer17. Oftmals hören Patienten einseitig schlechter oder verspüren Druck im Ohr. Morbus Menière ist nicht heilbar und zudem ein möglicher Auslöser für Tinnitus.

Drei Symptome gelten als typisch für Morbus Menière, die auch als Symptom-Trias bekannt sind17:

  1. Anfallartiger Drehschwindel, welcher mindestens 20 Minuten anhält. Innerhalb von einigen Tagen wiederholen sich die Attacken mehrmals. Häufig müssen sich Betroffene währenddessen übergeben. Je länger die Erkrankung anhält, desto schwächer werden die Schwindelanfälle.
  2. Eingeschränktes Hörvermögen auf dem entsprechenden Ohr.
  3. Druck oder Ohrgeräusche auf dem entsprechenden Ohr, die sich kurz vor den Schwindelattacken verstärken können.

Letztere begleitet oft der sogenannte Nystagmus: Dabei zucken die Augen unkontrolliert rhythmisch in eine Richtung.


Als Ursache nennen Experten eine zu stark ausgeprägte Bildung der Lymphflüssigkeit im Innenohr, die Endolymphe. Wegen des Lymphstaus entsteht ein Überdruck im Innenohr. Dadurch reißen feine Membranen ein, welche die verschiedenen Räume des Innenohrs voneinander abtrennen – es kommt zu einer plötzlichen Verlagerung der Flüssigkeiten, wodurch Symptome auftreten.

Die Ohrerkrankung ist belastend, weshalb das Ziel einer ärztlichen Behandlung ist, die durch Morbus Menière ausgelösten Attacken zu reduzieren. Für akute Anfälle verschreibt der Mediziner Medikamente gegen Schwindel oder Erbrechen. Diese sollen auch künftigen Attacken vorbeugen. Im Einzelfall muss ein Spezialist die gestaute Flüssigkeit im Innenohr operativ entfernen. Vereinbare hierzu einen Arzttermin mit einem Experten, um die beste Behandlungsmethode für Dich herauszufinden.
 

Gut zu wissen

Gleichgewichtsstörungen gehören zu den geläufigsten Krankheitssymptomen von Ohrerkrankungen und können zahlreiche Ursachen haben18. Vor allem beim gutartigen Lagerungsschwindel und Morbus Menière tritt die Störung auf. Mittels gezielter Befragung und speziellen HNO-Untersuchungen sind diese im Regelfall gut erkenn- und behandelbar.

Neuritis vestibularis

Die Ohrenerkrankung Neuritis vestibularis bezeichnet einen anhaltenden Drehschwindel, welcher mit einem heftigen Anfall beginnt und mehrere Stunden oder Tage dauern kann19.  Bei Erwachsenen im Alter zwischen 50 und 60 Jahren tritt die Erkrankung am häufigsten auf20. Eine Entzündung des Gleichgewichtsnervs (vermutlich ausgelöst durch eine Virusinfektion), medizinisch Neuritis vestibularis, ist häufig die Ursache für den anhaltenden Drehschwindel20.

Aufgrund der Infektion fällt das Gleichgewichtsorgan vorübergehend einseitig aus: Wichtige Informationen zur Raumorientierung gelangen nicht mehr zum Gehirn. Patienten haben dann das Gefühl, dass sich alles um sie herum drehe. Zudem klagen sie über 

  • starke Übelkeit mit Erbrechen,
  • Nystagmus (unkontrolliertes Zittern der Augen) und
  • ausgeprägte Fallneigung19.

Beschwerden halten in Ruhe wie auch im Liegen an. Sie verstärken sich durch schnelle Bewegungen und Positionsänderungen. In der Regel klingen sie aber nach ein bis zwei Wochen wieder ab19.

Die Heilung können Patienten mit gezieltem Gleichgewichtstraining und Medikamenten beschleunigen. Von der Ohrerkrankung Betroffene sollten anfangs jedoch Bettruhe einhalten. Die gute Nachricht: Rückfälle sind selten und selbst wenn das Gleichgewichtsorgan nicht wiederhergestellt werden kann, ist der Körper häufig in der Lage, die geschädigten Bereiche zu kompensieren.

FAQs: Wissenswertes zu Ohrerkrankungen auf einen Blick

Als Ursache für die Ohrenerkrankung gilt eine übermäßige Produktion der Lymphflüssigkeit im Innenohr, die Endolymphe. Durch den Lymphstau entsteht ein Überdruck im Innenohr. Feine Membranen reißen, es kommt zu einer plötzlichen Verlagerung der Flüssigkeiten und Symptome treten auf.

Je nach Form der Hyperakusis tritt die Geräuschüberempfindlichkeit nur in bestimmten Situationen oder durch gewisse Töne auf. Grundsätzlich kann die Krankheit solange bestehen bleiben, bis eine geeignete Behandlung eingeleitet wird.

Ein plötzliches, lautes und kurzes Geräusch verursacht Verletzungen im Innenohr. Experten bezeichnen diesen Vorgang als Knalltrauma. Typische Ursachen sind: Knallkörper, Feuerwerke oder platzende Airbags. Auf das Knalltrauma folgt meist auch ein Tinnitus6.

Erkältung, Grippe oder ähnliche Infektionen lösen eine Mittelohrentzündung aus. Entzündete Schleimhäute schwellen an und produzieren mehr Flüssigkeit – auch in der Ohrtrompete, wodurch sich Sekret im Mittelohr staut und auf das Trommelfell drückt. Die Folge sind Schmerzen und beeinträchtigtes Hören.

Die akute und einseitige Hörminderung im Innenohr kann bis hin zur Taubheit reichen. Eine genaue Ursache für die Erkrankung ist noch unerforscht, möglich sind unter anderem Durchblutungsstörungen, Virusinfektionen oder Stress. Zu den Erkennungsmerkmalen zählen verzerrtes Hören, Schwindel und Tinnitus.

Da die Ursache für Otosklerose ungeklärt ist, lässt sich der Krankheit nicht gezielt vorbeugen. Familiär Vorbelastete sollten ihr Gehör aber regelmäßig ärztlich kontrollieren lassen. Eine wesentliche Verbesserung oder sogar komplette Beseitigung der Schwerhörigkeit kann durch einen operativen Eingriff erfolgen13.