Tinnitus: Ist eine Heilung möglich?

Gibt es eine Heilung für Tinnitus?

Die Antwort ist – wie so oft – ein klares Jein. Denn: Ob ein Tinnitus heilbar ist, hängt von vielen Faktoren ab. Symptome und Ursachen des Ohrgeräusches sind bei Patienten oft unterschiedlich. Aus diesem Grund gibt es kein universelles Heilmittel, um den Tinnitus ein für alle Mal loszuwerden.

Wichtig ist auch, dass der Begriff "Heilung" im Tinnitus-Kontext unterschiedliche Bedeutungen haben kann. Während ein Betroffener darunter das vollständige und dauerhafte Ausbleiben der Ohrgeräusche versteht, fühlt sich ein anderer bereits geheilt, wenn er gelernt hat, den Tinnitus zu "überhören".

Grundsätzlich lässt sich jedoch sagen: Eine effektive Therapie ist auch nach längerem Bestehen der Geräusche möglich und führt zu einer Verbesserung der Tinnitus-Belastung.

Akuter Tinnitus – welche Methoden zur Heilung gibt es?

Haben die Beschwerden vor maximal drei Monaten begonnen, handelt es sich um einen akuten Tinnitus.² Er tritt häufig als Begleiterscheinung eines Hörsturzes auf. Jedes Jahr leiden mehr als 150.000 Deutsche an einem plötzlichen Verlust des Hörvermögens.³

In vielen Fällen kommt es dabei zu einer Spontanheilung. Das heißt, der Tinnitus geht in diesem Fall ohne Therapie von selbst wieder weg.⁴  Zur Unterstützung dieser Selbstheilungskräfte verordnet der HNO-Arzt Kortikosteroide, die über eine Abschwellung im Bereich des Innenohres zu einer Durchblutungsverbesserung und zur Unterdrückung entzündlicher Reaktionen führen.

Die gute Nachricht: Ein akuter Tinnitus ist meist gut heilbar. In etwa 80 Prozent der Fälle verschwinden die Beschwerden wieder vollständig.⁵  Neben einem Hörsturz können auch andere Ohrerkrankungen, Stress oder eine Verspannung der Kiefer- und Nackenmuskulatur ursächlich für die Beschwerden sein.

Eine exakte Tinnitus-Diagnose ist deshalb unerlässlich für den Behandlungserfolg denn viele dieser Ursachen lassen sich gut behandeln. Erfährt der Tinnitus keine oder die falsche Therapie, kann er sich möglicherweise in eine chronische Form entwickeln.

Kann chronischer Tinnitus wieder verschwinden?

Kognitive Verhaltenstherapie

Die kognitive Verhaltenstherapie (KVT) ist eine Form der Psychotherapie. Sie beruht auf der Annahme, dass ungünstiges Verhalten Stress auslöst, der wiederum zum Tinnitus führen kann. Im Rahmen der Verhaltenstherapie lernt der Patient, positivere Gewohnheiten zu entwickeln und in den Alltag einzubinden.

Tinnitus-Counseling

Beim Tinnitus-Counseling handelt es sich um eine Form der individuellen Beratung. Es beinhaltet vor allem Aufklärung über die Erkrankung und ihre Ursachen sowie die Zusammenstellung individueller Maßnahmen im Sinne eines Therapieplans. 

Aber auch regelmäßige Bewegung ist schon hilfreich, denn hierdurch werden auf natürliche Art Deine Stresshormone wieder abgebaut. Am besten findest Du selbst heraus, welches für Dich geeignet ist. Neben Selbsthilfe-Maßnahmen, welche zu einer Linderung des Tinnitus beitragen können, kann auch helfen den Tinnitus einschätzen zu können. Dazu gibt es einen Tinnitus-Fragebogen zum ausfüllen, mit dem der Schweregrad des Tinnitus eingeschätzt werden kann.

Hörgeräte und Cochlea-Implantate

Patienten, die neben dem Tinnitus auch an einer Form von Hörverlust leiden, erhalten häufig Erleichterung durch den Einsatz eines Hörgeräts oder Cochlea-Implantats. Ein Hörgerät mit einem integrierten Noiser erzeugt ein gleichmäßiges Rauschen. Dieses sorgt dafür, dass das Gehirn den Tinnitus irgendwann nicht mehr wahrnimmt. Bei ertaubten Patienten kann ein Cochlea-Implantat Abhilfe schaffen. Das operativ eingesetzte Gerät stellt das Hörvermögen zum Teil oder vollständig wieder her.

Wichtig zu wissen ist jedoch, dass ein Noiser nicht zu Dauertherapie bei Tinnitus geeignet ist. Das liegt daran, dass er Dein Bewusstsein darauf lenkt, aktiv etwas gegen das Ohrengeräusch tun zu müssen, statt von ihm abzulenken. Das Gerät ist deshalb eher nur in Einzelfällen am Anfang der Therapie hilfreich.

Akustische Verfahren

Es gibt viele Ansätze einer Tinnitus-Therapie, die akustische Verfahren nutzen. Ziel ist es, dem Patienten das aktive Wahrnehmen des Ohrgeräusches abzutrainieren. Aktive und passive Musiktherapie sowie frequenzmodulierte Musik gehören hier dazu. Diesen Verfahren ist gemein, dass sie nur bei bestimmten Formen des Tinnitus anwendbar sind.⁹ Eine Wirksamkeit konnte bei keinem dieser Verfahren wissenschaftlich nachgewiesen werden. 

Sinnvoll ist dagegen eine allgemeine akustische Ablenkung. Hier gilt, dass Tinnitus-Betroffenen Ruhe vor allem durch andere Geräusche bekommen.

Tinnitus-Heilung: Wovon hängen die Chancen ab?

Ob ein Tinnitus heilbar ist, hängt im Einzelfall von verschiedenen Faktoren ab. Dazu gehören zum Beispiel

• bisherige Dauer,
• Tinnitus Art,
• Ursache und
• genaue Symptome

des Tinnitus. Eine Heilung ist zum Beispiel wahrscheinlicher, je eher der Betroffene einen Arzt aufsucht. Beruht der Tinnitus auf behandelbaren körperlichen Beschwerden, wie etwa einer Ohrenerkrankung oder Kiefergelenksproblemen, sind die Heilungschancen ebenfalls besser.

Wann gilt ein Tinnitus-Patient als geheilt?

Von "Heilung" sprechen Experten, wenn das Geräusch für den Patienten keine Belastung mehr darstellt. Eine sogenannte Kompensation des Tinnitus gilt deshalb in der Regel als Therapieerfolg. Das Ziel einer Therapie gegen die chronische Form sollte also sein, sich an das Ohrensausen zu gewöhnen und gut damit leben zu können.

Helfen kann dabei zum Beispiel die jederzeit verfügbare Kalmeda Tinnitus-App, die eine kognitive Verhaltenstherapie beinhaltet und Dir den Weg zu einer Bewältigung Deines Tinnitus zeigt.