Tinnitus mit Hörverlust: Zusammenhang und Bedeutung

Ein Hörverlust und Tinnitus können sich gegenseitig bedingen. Doch warum ist das so und welche Auswirkungen haben die beiden Phänomene auf das Hörvermögen? Erfahre hier mehr darüber, weshalb Du womöglich durch den Tinnitus schlecht hörst und was eigentlich ein versteckter Hörverlust ist!

Besteht zwischen Tinnitus und Hörverlust eine Verbindung?

Ja, Tinnitus und Hörverlust hängen miteinander zusammen1,2:

  • Ein Hörverlust kann durch Tinnitus ausgelöst werden.
  • Umgekehrt kann ein Tinnitus auch infolge eines Hörverlusts auftreten.

Tinnitus verstehen

 

 

Als Hörminderung/Hörverlust bezeichnen Mediziner einen teilweisen oder kompletten Verlust des Hörvermögens. Die Ausprägungen reichen dabei von einer leichten Schwerhörigkeit bis hin zur vollständigen Gehörlosigkeit. Für einen Großteil der Hörverluste sind Schädigungen im Bereich des Innenohrs verantwortlich. Sie beeinträchtigen die Haarsinneszellen im inneren Ohr und erschweren damit die Weiterleitung der Schallsignale an die Hörnerven. Die Ursachen hierfür sind vielfältig2:

  • natürlicher Alterungsprozess
  • ständiges Hören von lauter Musik
  • Infektionen
  • Tumore
  • Verletzungen

Als Folge der beschädigten Sinneszellen kommt es einerseits zu einer Fehlfunktion, welche wiederum Tinnitus hervorruft. Andererseits zu einer Funktionsminderung, die beispielsweise für schlechtes Hören oder Schwerhörigkeit verantwortlich ist3.

Kann Stress zu Hörminderung und Hörverlust führen?

Stress und andere psychische Faktoren beeinflussen durchaus Dein Hörvermögen und gehen mit einem veränderten Hören einher4. Dauerhafter Stress beeinträchtigt die Durchblutung im Ohr und kann langfristig Schädigungen verursachen. Darüber hinaus wirkt sich Stress auf die Hörverarbeitung aus.

Typische Symptome sind schlechtes Hören (beispielsweise Schwierigkeiten beim Verstehen des Gesprächspartners) und Tinnitus-ähnliche Geräusche. Der erste Schritt zur Verbesserung liegt oft darin, Auslöser zu finden und zu versuchen, den Stress zu reduzieren.

Was ist ein versteckter Hörverlust?

Es kommt vor, dass Menschen mit einer eigentlich guten Hörempfindlichkeit in bestimmten Situationen dennoch Probleme beim Hören haben: zum Beispiel während einer Familienfeier, wo viele Störgeräusche auftreten. Diese beeinträchtigte Hörleistung wird als versteckter Hörverlust bezeichnet.

Unklar ist noch, ob Veränderungen im Innenohr dafür verantwortlich sind oder ob auch die weitere Verarbeitung des Schalls im Gehirn – die sich ebenfalls mit dem Alter verändert – daran beteiligt ist. Aktuelle Studien deuten darauf hin, dass der versteckte Hörverlust möglicherweise zu gering ist, um ihn mit herkömmlichen Hörtests zu erkennen.

Was haben Tinnitus und Hörsturz miteinander zu tun?

Zwischen einem Tinnitus und Hörsturz gibt es einen engen Zusammenhang5. Ein Hörsturz äußert sich in einer plötzlichen Schwerhörigkeit meist nur auf einem Ohr, die keine erkennbare Ursache hat5. Die Hörminderung oder der Hörverlust bei einem Hörsturz können unterschiedlich stark ausgeprägt sein und bis hin zur Taubheit des betroffenen Ohres reichen. Tinnitus und Schwindel sind weitere typische Symptome eines Hörsturzes – charakteristisch ist auch, dass keine neurologischen Beschwerden oder Sehstörungen vorliegen.

Löst Stress einen Hörsturz aus?

Es wird diskutiert, ob akuter oder chronischer Stress die Auslöser für einen Hörsturz sein können. Denn: Wird vermehrt Adrenalin ausgeschüttet, kann das die Durchblutung im Ohr mindern, wodurch die Haarzellen schlechter versorgt werden. Die genauen Zusammenhänge sind jedoch noch nicht eindeutig geklärt6,7.

Eine auf die Ursache konzentrierte Behandlung des Hörsturzes ist nur bei einem sogenannten symptomatischen Hörsturz möglich. In dem seltenen Fall ist der Hörsturz Folge einer Grunderkrankung wie etwa der Menière-Krankheit oder einem gutartigen Tumor am Hörnerv8. Das bietet die Möglichkeit, durch eine Therapie die zugrunde liegende Erkrankung und damit häufig auch die Symptome zu lindern.

Bei einem idiopathischen Hörsturz hingegen ist die Ursache unbekannt. In dem Fall ist es Ziel, die Beschwerden von Betroffenen zu lindern. Dafür kommen zum Beispiel Ansätze wie eine Kortison- oder Sauerstofftherapie infrage8.

Schlechter hören wegen Tinnitus: Einfluss auf das Hörvermögen

Die Folgen von Tinnitus auf das Hören können von Person zu Person unterschiedlich sein. Zudem hängen sie von der Schwere der Erkrankung und individuellen Faktoren ab. Folgende Auswirkungen sind möglich9:

  • Überlagerung von Geräuschen: Die lauten Ohrgeräusche können andere Geräusche übertönen und die Wahrnehmung von Umgebungsgeräuschen erschweren.
  • Konzentrations- und Aufmerksamkeitsprobleme: Ein störender Tinnitus beeinträchtigt die Konzentration und erschwert es, sich auf Gespräche oder andere akustische Signale zu fokussieren.
  • Hörstörungen: Einige Menschen mit Tinnitus berichten von Schwierigkeiten, gewisse Frequenzen oder Töne zu hören. Dies führt unter Umständen dazu, dass sie bestimmte Worte oder Klänge nur undeutlich verstehen.
  • Hyperakusis: Bei manchen Tinnitus-Patienten tritt eine Überempfindlichkeit gegenüber Geräuschen auf. In der Folge nehmen sie normale Alltagsgeräusche als unangenehm oder schmerzhaft wahr.

Mehr zu Tinnitus-Folgen

Was tun bei Hörminderung mit gleichzeitigem Tinnitus?

Wenn es durch Tinnitus zu einem Hörverlust kommt, ist es wichtig, dass Du einen Hals-Nasen-Ohren-Arzt (HNO-Arzt) kontaktierst, um eine genaue Diagnose zu erhalten und geeignete Maßnahmen zu ergreifen. Neben verschiedenen Therapien, Operationen oder Implantaten gibt es weitere Ansätze zur Behandlung von Tinnitus und Hörverlust. Die Vorgehensweise richtet sich nach der Ursache sowie dem Schweregrad der Symptome. Hier sind einige mögliche Therapieoptionen bei Tinnitus:

  • Tinnitus -spezifische Verhaltenstherapie: Hierfür eignet sich die Kalmeda Tinnitus-App. Sie wurde von Ärzten und Psychologen gemeinsam entwickelt und basiert auf der kognitiven Verhaltenstherapie. Experten empfehlen sie als am besten nachgewiesene Therapieoption (neben anderen Maßnahmen zur Hörverbesserung)10. Die App enthält ein spezielles Übungsprogramm mit fünf aufeinander aufbauenden Leveln (Entspannung, Achtsamkeit, Aufmerksamkeitslenkung, Akzeptanz und Selbstwirksamkeit). Es hilft Patienten dabei, ihren Tinnitus zu entstressen und die Belastung durch die Ohrgeräusche zu reduzieren beziehungsweise die Aufmerksamkeit von ihnen wegzulenken.
  • Hörgeräte: Wenn der Tinnitus mit einer Hörminderung oder einem Hörverlust einhergeht, dienen Hörgeräte dazu, ihn auszugleichen und das Hörvermögen zu verbessern. Außerdem haben die Geräte einen positiven Einfluss auf die Psyche und geistige Leistungsfähigkeit von Patienten11.
  • Medikamente: Es gibt bestimmte Medikamente zur Behandlung von Tinnitus. Tinnitus-Experten sprechen sich allerdings dagegen aus, da es keine ausreichenden Belege zur Wirksamkeit gibt10.
  • Entspannungstechniken: Methoden wie Meditation, Yoga oder progressive Muskelentspannung können dabei unterstützen, Stress abzubauen, das innere Gleichgewicht zu stärken und gelassener zu werden.

Es ist wichtig zu beachten, dass jeder Fall von Tinnitus und Hörverlust einzigartig ist, weshalb die Behandlung individuell auf Dich abgestimmt sein sollte. Daher ist es am besten, einen Arzttermin zu vereinbaren, um eine genaue Diagnose und eine angemessene Therapie zu erhalten.

Wichtiges zum Arzttermin

FAQs: Häufige Fragen und Antworten zu Tinnitus und Hörverlust

Tinnitus kann eine Hörminderung oder einen Hörverlust auslösen. Die Ohrgeräusche treten aber auch als Begleitsymptom bei einem Hörverlust auf. Bei Letzterem sind die Sinneszellen beschädigt. Die daraus resultierende Fehlfunktion ruft die Tinnitus-Geräusche hervor. Eine Funktionsminderung ist für schlechtes Hören verantwortlich.

Hörminderung/Hörverlust bezeichnet den teilweisen oder vollständigen Verlust des Hörvermögens. Er kann von leichter Schwerhörigkeit bis zu Gehörlosigkeit reichen. Meist sind die Haarsinneszellen im Innenohr beeinträchtigt, was die Weiterleitung der Schallsignale an die Hörnerven erschwert. Die Ursachen dafür sind vielfältig.

Beim Hörsturz stellt sich nach wenigen Sekunden bis einigen Stunden eine plötzliche Schwerhörigkeit ein – ohne ersichtlichen Grund. Dieser Hörverlust macht sich oft lediglich auf einem Ohr bemerkbar und kann unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Tinnitus und Schwindel sind typische Symptome eines Hörsturzes.

Ein versteckter Hörverlust liegt vor, wenn Personen trotz guter Hörempfindlichkeit in bestimmten Situationen (beispielweise bei einer Feier mit vielen Störgeräuschen) schlecht hören. Der Hörverlust lässt sich mit herkömmlichen Tests nicht messen, weil er vermutlich zu gering ist.